Manuela Naveau
www.manuelanaveau.at
Als Beobachterin, Kuratorin und Produzentin der Ars Electronica in Linz/Österreich beschäftigte mich schon immer die Frage nach der Veränderung von künstlerischer Praxis durch Einfluss neuer Kommunikationstechnologien. Da mittlerweile digitale Medien Einzug in unseren Alltag genommen haben und die Verwendung der Medien immer benutzerfreundlicher (aber auch einschränkender in ihren Ausdrucksmöglichkeiten) wurde, ist das Verwenden der selbigen im Kunst- und Kulturbereich nicht davon ausgeschlossen.
Für das Kulturhauptstadtjahr Linz2009 und für Ars Electronica Linz entwickelte ich im Rahmen des Projektes „80+1 Eine Weltreise“ (gemeinsam mit Gerfried Stocker/AT, Michael Naimark /US und Steve Clark /UK) die Projekte „Hopes & Fears“ und „PinHole – live out of the box“. In Zusammenarbeit mit dem Web2.0 Marketing Unternehmen „Dolores Labs“ wurden u.a. über Mechanical Turk und andere crowd sourcing oder social network – Plattformen Personen akquiriert, die sich freiwillig zur Verfügung stellten, um mit uns über ihre Hoffnungen und Ängste bezüglich unserer Zukunft zu sprechen. Jede Form der live Interaktion (singen, tanzen, Vorträge, Gedichte,…) war willkommen[1].
Fotocredit: archipicture
Fotocredit: PinHole at MoCA Taipei
Mein erstes Projekt zum Thema Partizipation, das ich mithilfe von tausenden Schuhspendern realisierte, war das Projekt „Wo drückt der Schuh“ im Rahmen des Festivals der Regionen 2001 „Ende der Gemütlichkeit“[2]. Eine stille Demonstration von Sorgen und Nöten manifestierte sich als Protest durch das Aufstellen von 6.000 Paar Schuhen inkl. Sorgenszetteln, in denen die SpenderInnen ihre Sorgen schriftlich deponierten.
Fotocredit: Festival der Regionen
Hintergrund der Arbeit war die Umorientierung der österreichischen Regierung hin zu einem extrem konservativen politischen Machtverhältnis. Die Sammlung der Statements ließ alle Sorgen und Nöte zu, die ich von MitsammlerInnen übernommen hatte. Nach der Aktion wurden die Schuhe zur gratis Entnahme freigegeben und der Rest wurde der Basar GesmbH – Volkshilfe Linz in Containern überreicht.
Der Mensch und sein gesellschaftliches Gefüge, seine Fragen, Sorgen und sein Alltagswissen sowie sein Bezug zu seinem Umfeld spielen in all meinen Projekten eine wichtige Rolle. Mich interessiert, wie sich dieses Wissen generiert und wodurch es beeinflusst wird, sowie was sich daraus entwickeln kann. Das Internet bietet dabei eine besonders geeignete Plattform für diese Recherchen, da es offensichtlich ein Bedürfnis der Veröffentlichung von persönlichen Standpunkten und Erfahrungen befriedigt, unterschiedliche Formen der Beteiligung ermöglicht und Zugehörigkeiten suggeriert.
[2] http://www.fdr.at/de/programm/show/649
Meine kuratorische Tätigkeit bei der Ars Electronica Linz ist in folgenden Projekten von Ars Electronica EXPORT dokumentiert.
Manuela Naveau (geb. 1972), lebt und arbeitet in Linz/Österreich. Seit ihrem Studium an der Kunstuniversität Linz arbeitete sie seit 1997 als Künstlerin und Kuratorin national und international. Seit 2003 ist sie als Kuratorin und Projektmanagerin für die Ars Electronica nach Linz zurückgekehrt und gemeinsam mit Gerfried Stocker (künstlerischer Geschäftsführer der Ars Electronica Linz GmbH) entwickelte sie die Abteilung Ars Electronica Export, die sie seither operativ und im Team mit Kolleg/innen leitet. Neben dem Kuratieren, Produzieren und Positionieren von Ars Electronica Ausstellungen in einem internationalen Umfeld liegt ihr Interesse in den verschiedenen Erscheinungsformen zeitgenössischer künstlerischer Praxis. Seit 2014 ist Manuela Naveau als Lektorin für “Künstlerische und Wissenschaftliche Forschungsmethoden” an der Kunstiniversität Linz / Interface Culture tätig und forscht selbst zum Thema „Crowd & Art“. In ihrer PhD Arbeit behandelt und diskutiert sie neue Formen der Partizipation an künstlerischen Prozessen über das Medium Internet sowie deren Einfluss auf eine sich im Wandel befindliche künstlerische Praxis (Betreuung: Thomas Macho, Christa Sommerer).